Dienstag, 7. Februar 2017

Wenn das Wohnzimmer zum Schafstall wird...

dachte ich so, als ich am Samstag-Abend ins Wohnzimmer kam. Warum? Ich erzähle Euch mal die ganze Geschichte...

Neulich war ich in meinen Vorräten auf der Suche nach zwei Strängen naturfarben / beige-bräunlich meliertem Garn. Und einen dunkelbraunen Kammzug brauchte ich auch; am besten auch noch schön weich. Beim Garn bin ich fündig geworden, hatte mir allerdings auf dem Etikett des Strangs nicht die Faserart notiert. Das war etwas ärgerlich, zumal das Garn genau nach meinem Geschmack war. Wie aber nachspinnen, wenn man nicht weiß, welche Faser?


Also habe ich Material bestellt in allen möglichen dunklen Naturtönen und multicolor meliert. Mein Paket kam am Freitag und ich funktionierte das gemütlich warme Wohnzimmer zum arbeiten um. (An dieser Stelle sei die Anmerkung erlaubt, dass mein Mann ausgesprochen lieb und tolerant ist und mich machen lässt.)



Insgesamt hatte ich 15 verschiedene Kammzüge, von denen ich die Hälfte zu Mini-Kammzügen für meinen dawanda-Shop wickeln und ein Set für mich behalten wollte.
Es wurde zum abendfüllenden Programm. Schmale Streifen von den Kammzügen abteilen, gleiche Mengen abwiegen, ordentlich wickeln. Anschließend Banderolen schreiben, drucken, Mini-Kammzüge damit umwickeln. Und zwischendurch nur ja nichts durcheinander bringen oder verwechseln. Es wurde spät an diesem Abend.


Den Samstagabend nutzte ich, um die Restmengen zu verspinnen. Immer schön im Wechsel ein helles und ein dunkles Material, 5 Farben pro Spule. Nicht jeder Kammzug, der sich weich anfühlte, sorgte auch für Spinnvergnügen. Von oben bis unten war ich voller Fasern, die sich um mich herum ausbreiteten. Mein Mann schaute skeptisch von der Seite. 'Nur nicht anmerken lassen, dass das gerade nicht so viel Spaß macht...', dachte ich.


Mit dem Wollwickler zu Knäulchen wickeln, verzwirnen, kleine Stränge haspeln. Dabei wieder: nur nichts verwechseln! Für das Entspannungsbad nutze ich dieses Mal eine neue emaillierte Schale, in der 5 kleine Stränge hübsch neben einander liegen konnten. Ich schmunzelte: man konnte regelrecht zuschauen, wie manche davon kürzer wurden und dafür immer dicker und fluffiger.

Zum Glück haben wir im Wohnzimmer nicht nur Fußbodenheizung, sondern auch einen langen flachen Heizkörper. Im Winter oft mein Retter, weil man bei der Kälte nur drinnen trocknen kann und darauf nicht immer 3 Tage warten will. Wieder in perfekter Sortierung reihte sich ein kleiner Strang an den anderen und die meisten wurden dicker und dicker. Sehr schön, dachte ich. Richtig weiche, fluffige Garne.

So lange ich im Raum war, fiel es mir gar nicht auf, sondern erst, als ich nach einer Weile ins Wohnzimmer kam: feuchte Schafwolle, insbesondere ungefärbte, riecht nun mal etwas nach mäh... und mein Wohnzimmer auch. Schafstall-Alarm! Schnell lüften. So bald die Wolle trocken ist, riecht man überhaupt nichts mehr davon und selbst mit der Nase am Garn merkt man nur noch einen duftigen Hauch von Perwoll, in dem ich meine Garne gebadet hatte.


Nun brauchte ich nur noch kleine Stränge zu drehen und mit Banderolen zu versehen. Ich war selig. Viele der Garne hatten sich durch das Entspannungsbad sehr verändert; sie waren jetzt dick und weich und schön ausgeglichen im Drall.

Andere waren bockig und wollten sich nicht bezwingen lassen, ein schöner Faden zu werden. Hart, voller abstehender Haare und piksend auf der Haut. Ich begann mich zu fragen, was man damit sinnvolles machen könnte. Als gesponnenes Garn taugen sie ja höchstens im Garten zum Festbinden der Pflanzen. Solche Knäulchen habe ich zur Genüge und die sind auch ganz nützlich. In kleineren Mengen kann man diese nicht ganz so weichen Fasern auch gut einkardieren. Dann kamen mir noch die naturfarbenen Deckenprojekte in den Sinn, die man in verschiedenen Blogs immer mal wieder sieht. Aber ist es nicht ein bisschen unverständlich, warum man sich eine Decke aus kratziger Wolle stricken sollte? Decken aus weichen Fasern fassen sich viel schöner an, verlieren keine Haare, piksen nicht und schon das Spinnen und Stricken macht viel mehr Spaß. Ich kann darauf keine Antwort geben.
Für mich hatte dieses Projekt einen immensen Nutzen. Ich kann nun wieder viel besser Material nachbestellen, denn ich habe die Kammzüge wie auch Garnproben zum vergleichen da. Die wenigsten Lieferanten haben ja Farbkarten im Verkauf, und wenn, dann sind die Proben darauf immer sehr klein.









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